Die Grünen-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung Obertshausen lehnt den geplanten Ausbau der A3 von sechs auf acht Spuren entschieden ab. Die Entscheidung der Mehrheit von CDU, FDP und Bürger für Obertshausen, sich nicht gegen den Ausbau zu positionieren, ist aus Sicht der Grünen ein verkehrspolitischer Irrweg.
„Es geht um Lärm, Luftverschmutzung, Flächenverbrauch und Lebensqualität – und nicht um eine ideologische Ablehnung des Autos“, sagt Alexander Roth, Fraktionsmitglied der Grünen. „Aber der Ausbau der A3 ist keine Lösung für die Probleme, die wir heute und morgen haben werden.“
Wissenschaft widerspricht der Ausbau-Logik
Verkehrswissenschaftler Prof. Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt, zitiert in der Offenbach-Post vom 10.09.2025, widerspricht der Annahme, dass mehr Spuren automatisch zu weniger Stau führen. Die Staus bei Obertshausen seien nicht allein auf zu geringe Kapazitäten zurückzuführen, sondern auf unglücklich geplante Auf- und Abfahrten sowie ineffizientes Einfädelverhalten. Ein Ausbau würde diese strukturellen Probleme nicht lösen – sondern sie lediglich überdecken.
Follmann weist zudem darauf hin, dass der im Bau befindliche Riederwaldtunnel künftig eine spürbare Entlastung für die A3 bringen wird. Die Frage sei daher berechtigt, ob es sinnvoll ist, jetzt Millionen in eine Erweiterung zu investieren, deren Notwendigkeit in wenigen Jahren fraglich sein könnte.
Internationale Erfahrungen: Mehr Spuren = mehr Verkehr
Die Hoffnung, dass mehr Fahrspuren zu weniger Stau führen, ist wissenschaftlich widerlegt. In Los Angeles wurde die Interstate 405 über Jahre hinweg ausgebaut – mit Milliardenkosten. Das Ergebnis: Der Stau blieb, der Verkehr nahm sogar zu. Dieses Phänomen des „induzierten Verkehrs“ ist auch in Deutschland bekannt. Der Ausbau der A5 bei Frankfurt oder der A100 in Berlin hat nicht zu einer nachhaltigen Entlastung geführt, sondern zu mehr Belastung für Mensch und Umwelt.
Lärmschutz darf kein Druckmittel sein
Besonders kritisch ist die Aussage von CDU und BfO, dass Lärmschutz nur im Rahmen eines Ausbaus finanziert werde. „Das ist politisch wie moralisch nicht vertretbar“, sagt Roth. „Die Menschen in Obertshausen haben ein Recht auf Schutz vor Lärm – unabhängig davon, ob die Autobahn verbreitert wird oder nicht.“ Der Bund könnte bereits heute Maßnahmen ergreifen, um die Belastung zu reduzieren. Dass dies nicht geschieht, zeigt ein grundlegendes Versagen in der Verkehrspolitik.
Verkehrspolitik muss den Menschen in den Mittelpunkt stellen
Die Grünen fordern ein Umdenken: Statt immer mehr Asphalt braucht es Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, den Ausbau von Radschnellwegen und eine intelligente Verkehrsführung. Es geht nicht darum, das Auto abzuschaffen – sondern darum, Mobilität so zu gestalten, dass sie für alle verträglich ist.
„Der Ausbau der A3 ist ein Symbol für eine Verkehrspolitik von gestern“, so Roth abschließend. „Wir brauchen Lösungen, die die Lebensqualität verbessern, die Umwelt schützen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen – nicht den Verkehrsfluss allein.“
Obertshausen, 27. September 2025