Antrag auf Verzicht von Neonicotinoide und Glyphosat

Beschlussempfehlung:

  1. Bei der Pflege von kommunalen Flächen wird künftig auf den Einsatz von Neonicotinoiden und Glyphosat haltigen Pestiziden verzichtet.
  2. Ergänzend bitten wir, die in Obertshausen tätigen Landwirte aufzufordern, diesem Beispiel auf den bewirtschafteten/von der Stadt gepachteten Flächen zu folgen. Auch private Grundeigentümer/innen sollen dafür gewonnen werden, auf die Verwendung von Pestiziden insbesondere mit dem Inhaltsstoff Glyphosat zu verzichten.
  3. Die Bevölkerung gilt es zu informieren, dass sie in eigenen Gärten keine glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel mehr einzusetzen. Listen dieser Unkrautvernichtungsmittel können im Heimatboten abgedruckt werden. Damit soll das Bewusstsein über die gesundheitlichen Gefahren und die umweltschädlichen Wirkungen auf Pflanzen und Bestäuberinsekten von Pestiziden erhöht werden.

Begründung:

Glyphosat ist der weltweit am häufigsten eingesetzte Wirkstoff zur „Unkrautbekämpfung“. Er wird über grüne Pflanzenteile aufgenommen und über den Saftstrom in der ganzen Pflanze verteilt. Glyphosat wird gegen unerwünschte Beikräuter auf landwirtschaftlichen Flächen (Acker-, Wein- und Obstbau, Wiesen und Weiden), im Wald, auf Kommunalflächen (Plätze, Parks), in Haus- und Kleingärten (Rasen, Wege), an Friedhöfen sowie auf Straßenrändern und Bahndämmen verwendet.

Glyphosat-haltige Produkte können in nahezu jedem Baumarkt/Gartencenter gekauft werden. Glyphosat wird in verschiedenen Mischungen und unter verschiedenen Markennamen (wie z.B. Roundup®) vertrieben. In Deutschland sind derzeit 70 Produkte zugelassen.[1]

In den letzten Jahren verdichten sich die Hinweise, dass der Wirkstoff Glyphosat und weitere Zusatzstoffe sowie deren Abbauprodukte gefährlicher sind als bisher angenommen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO kommt nun (März 2015) nach zahlreichen Untersuchungen zu dem Schluss, dass Glyphosat „als wahrscheinlich krebserregend“ einzustufen ist.

Ebenso steht es im Verdacht, bei Tieren und Menschen die Fortpflanzung und Embryonalbzw. Fötalentwicklung negativ zu beeinflussen. Auch trägt der Einsatz von Glyphosat Mitschuld an der Abnahme von Blühpflanzen. Diese wiederum werden aber unbedingt als Nahrung für Bienen und andere Bestäuberinsekten gebraucht. Die Fachleute sind sich weitgehend einig, dass für einen großen Teil dieser Entwicklung Pestizide (der meistgebrauchte Wirkstoff in Pestiziden ist Glyphosat) sowie Neonicotinoide verantwortlich sind, die nicht nur Organismen, die auf dem Acker leben, sondern auch alle Fliegen, Mücken, Käfer, die außerhalb der Äcker leben, auch in Naturschutzgebieten töten.

Neonicotinoide werden seit etwa 20 Jahren auf Pflanzen gesprüht, als Beizmittel für Saatgut verwendet und zur Bodenbehandlung eingesetzt. Die Folgen der Intensivierung der Landwirtschaft haben damit zwischenzeitlich direkte Auswirkungen auf unsere Lebensqualität. Das Verschwinden von Insekten in diesem Ausmaß gefährdet unsere Lebensgrundlage und die der heimischen Tierwelt. Insekten bestäuben Pflanzen und sind Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse Früher häufige Vogelarten sind heute vom Aussterben bedroht. In nur 30 Jahren hat Deutschland 57 Prozent aller Feldvögel verloren, bei einzelnen Arten sogar 80 bis 90 Prozent. Aus Gründen des Schutzes der Umwelt, der Biodiversität und der Gesundheit des Menschen ist es daher dringend geboten, den Einsatz von Glyphosat zu verringern bzw. ganz zu beenden.

Zu Herbiziden wie Glyphosat gibt es u.a. folgende Alternativen:

  • Förderung der Akzeptanz und Anlegung einer natürlichen („wilden“) Vielfalt an Pflanzen, denn „geputzte“ Äcker und Gärten, Einheitsflora und Einheitsrasen sind nicht natürlich! Diese natürlichen Flächen bieten dann auch Rückzugsraum und Nahrung für Bienen und andere Insekten.

* Schaffung von Blumenwiesen statt kommunaler Rasenflächen.

* Nutzung von anderen Herbiziden mit weniger ungünstigen Umwelteigenschaften wie z.B. Finalsan oder Einsatz von Flämmgeräten zur Beikrautvernichtung.

* Förderung des Biologischen Landbaus und der Bio-Gärtnerei bzw. Verzicht auf Pestizide (Fruchtfolgen, Beikrautbeseitigung händisch oder maschinell).

Aus diesem Grund schlagen die Grünen vor, dass die Stadt Obertshausen sich in Form einer freiwilligen Selbstbindung verpflichtet, bei der Pflege kommunaler Grünflächen auf die Verwendung von Glyphosat-haltigen Pestiziden zu verzichten und Alternativen zu suchen.

[1] Zum Vergleich: In Österreich sind 17 glyphosat-haltige Produkte zugelassen.